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Online-Meetings - warum sind die so anstrengend?

Kim Nena Duggen Kim Nena Duggen
07.05.2020

Lesezeit: 5 Minuten

... und was können wir tun, um es besser auszuhalten?

Der Tag beginnt mit einem kurzen Kundentermin. Der Auftrag an mich: 1,5 Stunden Retrospektive mit 5 Teilnehmenden online moderieren. Danach noch ein kurzes Weekly mit meinen Kollegen. Super, dann habe ich danach ja noch einen ¾ Tag, um mich auf die nächsten Themen zu stürzen. Aber um ehrlich mit mir selbst zu sein, es fühlt sich danach eher so an, als wenn ich ein Nickerchen machen oder einen Spaziergang einschieben sollte.

Warum sind Webmeetings eigentlich so viel anstrengender als ein Treffen face-to-face? Um diesem Phänomen auf die Schliche zu kommen, habe ich ein wenig recherchiert.

Videokonferenz-Erschöpfung

Das Erlebte nennt sich neu-deutsch: „Zoom Fatigue“ (1) und lässt sich relativ leicht erklären, wenn man sich die Funktionsweise unseres Gehirns näher anschaut.

Schon Watzlawick beschrieb es folgendermaßen: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (2). Dies lässt sich in einer Websession hervorragend nachfühlen. Das menschliche Hirn ist innerhalb einer Unterhaltung auf einem Parallel-Thread konstant damit beschäftigt, die non-verbalen Signale seiner Gegenüber zu deuten, um angemessen darauf zu reagieren. Schließlich machen non-verbale und paraverbale Anteile einen größeren Anteil der Kommunikation aus, als der Inhalt, wenn man Mehrabians 7-38-55-Regel(3) Glauben schenken möchte (nur 7% sprachlicher Inhalt). Unabhängig davon, ob diese Werte nun exakt stimmen, ist es aber genau dieser Umstand, der uns so schlaucht.

Der Videostream, der die anderen Teilnehmenden häufig nur teilweise zeigt, in vielen Fällen sogar eine ganze Reihe weiterer Teilnehmer gleichzeitig in der Galerieansicht präsentiert, regelmäßig in eher schlechter Bild- und schlimmstenfalls sogar grausiger Tonqualität, strengt unser Hirn an, da es eine kontinuierlich geteilte Aufmerksamkeit (continuous partial attention) (1) erzwingt.

Galerie_Zoom_Meeting_embarc

„Leistung ergibt sich aus unserem Potenzial minus unserer Störungen.“ (4)

Die konstante Belastung durch Webkonferenzen zwingt unsere Selbstregulationsfähigkeit in die Knie. Präfrontalkortex, (u.a. zuständig für Planung, Organisation und vor allem schlussfolgerndem Denken) und Amygdala (verknüpft Ereignisse mit Emotionen) laufen auf Hochtouren – unabhängig davon, ob wir uns gerade darüber austauschen, wer ein Echo produziert oder wie wir mit einer Herausforderung im Projekt umgehen wollen.

Fehlende Erfahrung in verteilter Arbeit

Das führt uns zu einem weiteren Problemkomplex: auf Grund der Corona-Krise sind viele Unternehmen gezwungen, kurzfristig auf Remote-Arbeit umzustellen. Da in vielen Fällen keine Zeit und nur wenig Erfahrung mit verteiltem Arbeiten vorhanden war, machen viele weiter wie bisher nur eben vom Home-Office aus. Das Ergebnis sind Arbeitstage mit einer langen Aneinanderreihung von Remote-Meetings, was neben mir vielleicht auch andere anstrengend finden. Außerdem erleben wir Mitarbeitende, die berichten, dass sie auf Grund der vielen Meetings gar nicht zum Arbeiten kommen. Gleichzeitig haben manche Führungskräfte Sorge, dass sie ohne Remote-Meetings nicht sicherstellen könnten, dass jeder weiß, was zu tun ist

Ein Teufelskreis? Anbei ein paar Ideen, um den Herausforderungen der aktuellen Situation zu begegnen:

Kurzfristige Lösungsansätze:

Mittelfristige Lösungsansätze:

Status

Langfristige Lösungsansätze:

Wenn es dann doch mal ein Remote-Meeting sein muss: https://www.embarc.de/seminare/makros/