Stefan Zörner
21.10.2021
Beim Architektur-Punsch 2021 macht Melanie Andrisek einen Workshop 'Deutsch für Techies'. Ich habe mich dazu mit ihr unterhalten.
(StefanZ) “Melanie, was machst Du so?"
Melanie: “Ich mache Bücher und Konferenzen beim dpunkt.verlag rund um IT. Gelernt habe ich Journalistin. Ganz genau bin ich eine Diplom-Journalistin (FH)”
“Warum ist Deutsch wichtig für Techies?"
Melanie: “Weil Kommunikation wichtig ist. Und in vielen Unternehmen kommunizieren die Leute eben auf Deutsch. Dementsprechend wichtig ist es, sich klar, präzise und verständlich auszudrücken.”
“An was für Stellen ist das interessant?"
Melanie: “Die Frage ist eher: Wo nicht? Das fängt beim Mail-Verkehr an, intern und mit Kunden oder Partnern. Oder auch beim Chatten im Slack. Leute halten Dinge im Wiki fest oder verfassen Blog-Posts zu technischen Themen. POs schreiben User Storys, Teammitglieder beschreiben in der Dokumentation Lösungsansätze in Form von Texten. Das hört also gar nicht auf.”
“Wer ist die Zielgruppe für Deinen Workshop? Wen wünschst Du Dir ins Publikum?"
Melanie: “Gerade Entwickler sind von dem Thema oft eher abgeschreckt. Die wurden wahrscheinlich vom Deutschlehrer zu lange mit Goethe und Schiller gequält. Dabei gibt es sehr viele Parallelen zwischen Texten und Programmieren.
Auch beim Programmieren geht es darum, sich klar und verständlich auszudrücken. Denn Code wird ja mehr gelesen als geschrieben. Und ich muss immer schmunzeln, wenn Leute über ihren alten Code jammern. Ich mag meine Texte von vor zwei Jahren auch nicht mehr lesen. Aber prinzipiell kann natürlich jeder mitmachen, der schönere Texte schreiben möchte.”
Auch grammatikalisch vollkommen korrekte Sätze können einfach schrecklich unverständliches Deutsch sein.
“Was erwartet die Teilnehmenden für Tipps? Nur Grammatik oder auch andere Sachen?"
Melanie: “Grammatikregeln gibt es eher nicht. Es geht um guten Stil und passende Wortwahl. Denn das Ziel ist, verständlich zu kommunizieren. Auch grammatikalisch vollkommen korrekte Sätze können einfach schrecklich unverständliches Deutsch sein.
Wichtig ist auch immer, dass man als Verfasserin daran denkt, für wen ich schreibe – also meine Zielgruppe. Da passt der IT-Jargon nicht immer.”
“Auch auf die Gefahr hin zu spoilern: Kannst Du einen Tipp hier schon verraten?"
Melanie: “Mein Lieblingstipp: Passiv vermeiden macht Texte präziser und verständlicher. Hier ein Beispiel:
Im Anschluss wird eine Verbindung zum SAP hergestellt. Nach Übertragung der Daten wird diese geschlossen.
Es bleibt durch das Passiv offen, wer eigentlich was macht. Wer stellt die Verbindung her? Wer schließt sie? Der Passiv verschleiert den Handelnden. Politiker nutzen Passivkonstruktionen zum Beispiel besonders gerne. Achte mal drauf!”
“Viele Leute erstellen Dokumentation heute auf Englisch. Würden Deine Tipps denen auch helfen?"
Melanie: “Viele Tipps kann man auch auf andere Sprachen übertragen, weil es eben weniger um Grammatik, sondern um guten Stil geht. Und guter Stil ist ziemlich universal. Und wer Texte zuerst auf Deutsch schreibt und sie dann ins Englische – oder eine andere Sprache – übersetzt, hat weniger Arbeit, wenn der deutsche Text schon solide ist. Wilde deutsche Satzkonstrukte führen in der Übersetzung zu mindestens genauso abstrusen Sätzen.”
“Du arbeitest bei einem IT-Verlag. Hast Du schonmal überlegt, ein Buch zu dem Thema zu schreiben?"
Melanie: “Das habe ich tatsächlich. Irgendwo liegt auch eine Gliederung rum … Vielleicht muss ich das nochmal hervorkramen.”
“Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast! Ich freue mich schon auf den Workshop auf dem Architektur-Punsch!!"
Mehr Anregungen könnt Ihr am 13. Dezember 2021 bei unserem Architektur-Punsch bekommen. Einfach anmelden! Neben dem Workshop von Melanie Andrisek gibt es noch einige weitere spannende Programmpunkte dort zu entdecken. Save the date…